Auf Razzia gegen Bierdosen

In Russland wird Käse mit Baggern überfahren, Schweinefleisch vergraben oder kleine Enten betäubt und später verbrannt; alles nur weil es sich dabei um "Lebensmittel" aus dem sanktionierten Westen handelt. Wer denkt, der Absurdität wäre damit eine Grenze gesetzt worden, der täuscht.

Er ist fast so breit, wie hoch. Die Hände hält er hinter dem Rücken verschränkt, während er schnaufend ins Einkaufszentrum von St.Petersburg stampft. Es handelt sich um Stas Baretski, in Russland bekannt als Gast im Trash-Fernsehen. Er ist unterwegs mit "Kosaken" auf einer Tour, die sich als "inszenierte Razzia" umschreiben lässt. Bartetski, ein Garant für Handgemenge bei seichten Talkshows, macht dieses Mal nicht Stimmung gegen Homo- oder Transsexuelle, sondern gegen Lebensmittel aus dem Westen. Weswegen der Kastenmann, der sich selbst als "Musiker" bezeichnet, Bierdosen aus Europa zerbeisst. Jawohl, zerbeisst. Das sein Sakko, Marke 90-er Jahre Gangster, davon nass wird, scheint ihn nicht zu stören. Nur die Kunden möchten ihm nicht applaudieren, im Supermarkt Aschan. Weswegen sollten sie auch? Das Argument von Baretskij für die Zerstörung: "Wir haben selbst eigene Produkte! Wir brauchen diese Dinge aus dem Westen nicht!". So geht es vom Bier weiter zu Oliven und Gurken. Dazwischen schiebt ein leicht verwirrter Kosake seinen Einkaufswagen durchs Bild. Der Import- und Exportexperte Baretski erklärt, wie heute die Etiketten gefälscht würden, um es den Leuten als "russisches Produkt" verkaufen zu können. Selbstverständlich sind russische Fernsehsender zugegen um den inszenierten Wahnsinn festzuhalten, auch der deutsche Sender WDR hält das Mikrofon in Richtung Bier-Beisser Baretski. Ausgestrahlt wird später nur der Kosake. Dieser würde besser sein Pferd satteln und die russische Landwirtschaft unterstützen, doch stattdessen studiert er mit Baretski Sanktionslisten. Ich frage mich ernsthaft, ob es besser wäre, über solche Aktionen in Zukunft ganz zu schweigen. Für "Showman" Baretski ist alles guter Werbegag und es ist nicht auszuschliessen, dass er für seine Aktion als Bier-Beisser auch bezahlt worden ist.